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Judo - Was ist das?

 

Dass Judo aus Japan kommt, weiß doch jeder, würden Sie sagen. Im Prinzip haben Sie Recht. Doch Pate stand ein deutscher Professor, nämlich Dr. Erwin Baelz (Leibarzt des damaligen als Kaisers Maiji), der den Versuch unternahm, japanischen Jugendlichen deutsche Turnerkunst als Leibeserziehung anzubieten. Diese sehr deutsche Methode der Leibeserziehung scheiterte jedoch an der Akzeptanz der Bevölkerung. Also versuchte es Baelz mit asiatischen Kampfkünsten. Daraufhin entwickelte Baelz' Schüler Jigoro Kano (Bild oben) aus Jiu-Jitsu, eine aus dem chinesischen Raum stammende Form der waffenlosen Selbstverteidigung, eine Sportart, die wir als Judo kennen, wie es noch heute gelehrt wird.

Judo gehört zusammen mit anderen asiatischen Kampfkünsten zu den Budo-Kampfsportarten. Budo heißt sinngemäß: der ritterliche Weg, und interpretiert den, gemäß der Zen-Philosophie, richtigen Weg zur eigenen Stärke durch geistige und körperliche Selbstbeherrschung.

Judo beabsichtigt somit nicht den Gegner zu verletzen, vielmehr soll der bessere Kämpfer durch Abwarten, Nachgeben und innere Harmonie von Körper und Geist die Angriffsabsichten des Gegners zunichte machen, um dadurch einen Vorteil zu erhalten.

Das Ziel während eines Kampfes ist es, den Gegner durch Ziehen, Heben und Täuschen aus dem Gleichgewicht zu bringen (Kozushi), um anschließend eine Wurftechnik (sog. Nage waza) anzusetzen. Gelingt dies nicht 100prozentig, so hat man die Möglichkeit, die Aktion in der Bodenlage mit Bodentechniken (Ne waza) fortzuführen. Dazu kann man mit Haltegrifftechniken (Osae komi waza) den Gegner in seiner Bewegungsfreiheit einschränken oder ihn mit Hebeltechniken (Kansetsu waza) bzw. Würgetechniken (Shime waza) zur Aufgabe zwingen. Als 22-jähriger gründete Kano im Februar 1882 in einem buddhistischen Tempel der Universität Tokio eine Trainingsstätte (Kodokan). Kano eliminierte alle Techniken, die den Gegner verletzen oder sogar töten konnten und entwickelte daraus eine Kampfsportart mit den Prinzipien der Einheit von körperlicher und geistiger Erziehung. Judo bedeutet soviel wie "der sanfte Weg" (JU = sanft, bescheiden; DO = der Weg, Grundsatz, Haltung). Er entwickelte die Lehre der Gleichgewichtsbrechung (Kozushi) und die Techniken des Fallens (Ukemi waza). Mit Einflüssen des Zen-Buddhismus erhöhte sich die Ausstrahlung des Kodokan ständig. Judo bot dadurch die Heranbildung körperlich leistungsfähiger Arbeiter in dem damaligen aufblühenden Kapitalismus. Judo wurde in allen Schulen als Hauptlehrfach eingeführt. Die Wirkung des Kodokan blieb aber nicht nur auf Japan beschränkt.

Erstmalig wurde 1932 in Deutschland Judo als Schaukampf in Zirkusarenen aufgeführt. Nach dem 2. Weltkrieg war es, nach dem Verständnis der Siegermächte, den Deutschen bis 1948 verboten irgendeine Art von Selbstverteidigung zu erlernen. In der ganzen Welt jedoch übernahm man die Lehren von Kano. 1950 wurde in London die Internationale Judo Föderation (IJF) gegründet und 1956 erstmalig eine Weltmeisterschaft veranstaltet, die bis heute alle zwei Jahre ausgetragen wird. 1964 wurde Judo in Tokyo erstmals als olympische Disziplin zugelassen, wobei ab 1992 in Barcelona erstmals auch Damen teilnahmen.

Die verschiedenen Gürtelfarben signalisieren den Kenntnisstand der Judoka. Man unterscheidet Schüler- und Meistergrade (Kyu- und DAN-Grade).